R.I.P. Tillmann Uhrmacher
Meine Gedanken zu Tillmann´s Tod:
Der Tod von Tillmann Uhrmacher trifft mich unendlich tief. Schon wieder ist ein Mensch aus der Musikszene von uns gegangen, ein Mensch, den ich sehr mochte und schätzte. Tillmann hat maßgeblich an der Entwicklung meines Musikgeschmacks beigetragen. Dadurch, daß ich Anfang der 90er Jahre zufällig auf seine Sendung RPR MaxiMal aufmerksam wurde, eröffnete sich mir eine musikalische Welt, die mein Leben bis heute geprägt und begleitet hat.
Videos: Interview, Clips, Radioausschnitte (Weiterleitung auf Vimeo.com)
Ich hörte in dieser Zeit, (damals noch samstags von 18 bis 21 Uhr) nahezu jede Ausgabe von RPR MaxiMal. Um mein Taschengeld aufzubessern trug ich neben meiner Schule Zeitungen aus.
Ich legte mir die Arbeitszeit immer auf die Sendezeit von MaxiMal. Die innovative Musik und die vielen interessanten Geschichten, die Tillmann erzählte machten mir das Zeitungaustragen angenehm und kurzweilig. MaxiMal war für mich „meine“ Informationsquelle der Technoszene. Internet im heutigen Sinne gab es noch nicht und aufgrund meines jungen Alters konnte ich noch nicht selbst Mitglied der Szene sein.
Ich war stolz wie Oskar als Fax-Mitteilungen, die ich ins Studio geschickt hatte von Tillmann on air vorgelesen wurden. Einige Jahre später, etwa ab Mitte der 90er legte RPR die Sendung zu speziellen Events (u. a. Technoclub Compilation Releases) ins Dorian Gray, was wiederum die Sendung für mich noch interessanter machte, da ich selbst noch zu jung war, diesen angesagten Club zu besuchen. Die Liveübertragungen sind bis heute kult und ich höre sie 15 Jahre später immer noch sehr gerne. Tillmann hat durch seine Eloquenz und sein rekordverdächtiges Fachwissen einen wahnsinnigen Spirit übermittelt, der mich immer sehr fesselte.
MaxiMal war für mich wichtiger Wegbereiter meine musikalischen Entwicklung. Ohne Tillmann wäre ich nie zur elektronischen Musik gekommen, ich wäre wahrscheinlich nie ins Dorian Gray gegangen, wäre nicht auf den Technoclub gestoßen und hätte folglich nicht meine Internet Seite tranergy.de gegründet, die ich bis heute voller Leidenschaft pflege und ständig weiterentwickle.
2008 verstarb völlig unerwartet Marcus Hölzel, ein Mitarbeiter des Technolcubs. Zu Ehren Marcus machte Talla 2XLC eine Sondersendung auf Sunshine live, die zusammen mit Tillmann moderiert wurde. In dieser sehr emotionalen Sendung wurde mir bewusst, wie stark die Trance-Szene doch zusammen steht und man stolz darauf sein kann, Teil dieser zu sein. Daß nur wenige Jahre später Tillmann stirbt, hätte damals niemand gedacht. Das ist mal wieder das beste Beispiel dafür wie schnell es doch gehen kann und wie wertvoll unser Leben ist.
Lars Windfelder
Die Beerdigung
Am 18. Juni 2011 hat in Reichelsheim (Odenwald) der Trauergottesdienst von Tillmann Uhrmacher stattgefunden. DANKE an alle, die an dem sehr emotionalen Abschied des Musikers mitgewirkt haben. Man kann es nicht in Worte fassen wie gefühlvoll Tillmann geehrt wurde und die live gespielte Musik Gänsehaut am ganzen Körper bescherte. Jede mitwirkende Person hat Kraft gegeben und es hat sich wieder einmal bestätigt, welch starke Solidarität in der „Frankfurter Trance Szene“ herrscht.
Ich möchte den Gottesdienst noch ein mal Revue passieren lassen. Einerseits für mich selbst wenn ich mich in vielen Jahren einmal daran zurückerinnern möchte, andererseits für all jene, die nicht auf der Feier dabei sein konnten. Jedes einzelne Detail kann ich leider nicht wiedergeben, weil mich das eine stärker, das andere weniger stark berührt hat. Aber ich versuche mein Bestes.
Der Gottesdienst wurde dem Anlaß entsprechend mit ruhiger Orgelmusik eingeleitet und von der Pfarrerin die Predigt eröffnet. Sie zitierte Bibelstellen und erzählte aus Tillmann´s ereignisreichem Leben. Neben seiner jahrelangen Tätigkeit bei Radio RPR 1 sowie Radio sunshine live erwähnte sie auch die zahlreichen Charterfolge aus seiner musikalischen Laufbahn, die damals 1989 u. a. mit „Mysterious Art – Das Omen“ startete. Etwas später im Gottesdienst folgte eine wunderschöne Gitarrenversion von Tillmann´s Song „On the run“. Man fühlte sich in diesem Moment sehr nah mit ihm verbunden. Weiter im Ablauf betrat sunshine live Moderator Eric SSL den Alltar und verlas einen Nachruf, indem Tillmann´s Familie, aber auch Freunde und Arbeitskollegen erwähnt wurden und zum Ausdruck gebracht wurde, welch großer Schmerz sein Tod für alle bedeutet. Was ich persönlich besonders beeindruckend finde, ist der klavierunterlegte live Gesang von Mysterious Art Sängerin Nicole Kolb zusammen mit einem mir unbekannten Sänger mit einer sehr schönen Stimme. (Kennt jemand seinen Namen? Wer ist er?) Es lag eine unbeschreiblich friedliche Atmosphäre in der Luft, die wohl jeder Trauergast genau spürte. Mit der schönen Musik sollte es aber noch nicht vorbei sein. Die Glashaus Sängerin „Peppa“ trug live auf dem Klavier Dietrich Bonhoeffer´s Lied „Von guten Mächten“ vor, das ebenso wie auch all die anderen musikalischen Darbietungen von Liebe nur so strahlte. Am Ende des Gottesdienstes hatte jeder Gast die Möglichkeit sich persönlich von Tillmann zu verabschieden.
Bemerkenswert finde ich, daß viele bekannte Musiker aus der Danceszene Gast im Gottesdienst waren. Ich kann leider nicht alle aufzählen, da ich nicht alle kenne. Aber die, die ich gesehen habe sind folgende: Produktionspartner Peter Ries, Songwriter Nosie Katzmann, die DJs Tom Wax, Taucher, Talla 2XLC, Charly the Diggermann, Falk, Eric SSL, André Visor, Alex Butcher, Alexander Abraham, sowie die wunderschöne Glashaus Sängerin Peppa.
Ich wünsche der gesamten Familie Uhrmacher und den Freunden von Tillmann sehr viel Kraft und daß sie ihn für immer in guter Erinnerung behalten. Wie heißt es so schön: Helden leben lange, doch Legenden sterben nie.
Lars Windfelder
Presse Artikel der Bild Zeitung:
Die Techno-Szene trauert! Produzent, DJ und Radiomoderator Tillmann Uhrmacher ist im Alter von 44 Jahren gestorben. Mit dem Erfolgshit „Das Omen“ eroberte er 1989 die Charts.
„Wir wurden heute früh von seiner Mutter und Schwester informiert, dass er tot in seiner Wohnung aufgefunden wurde“, teilte der Programmdirektor des Mannheimer Radiosenders Sunshine Live, Jürgen Wiesbeck, am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa auf Anfrage mit. Nähere Angaben zu Todeszeitpunkt, -ort und -ursache habe die Familie nicht gemacht.
Am Mittag hatte Uhrmachers langjähriger Sender den Tod auf seiner Internetseite mitgeteilt. „Wie wir mit Bestürzung erfahren haben, ist unser langjähriger Moderator und Kollege verstorben“, heißt es dort.
Uhrmacher hatte 1989 mit der Band Mysterious Art einen Nummer-Eins-Hit. Sein Song „Das Omen“ war insgesamt 29 Wochen in den Charts und wurde zweiterfolgreichste Single des Jahres. Die Band trat 1990 als Vorgruppe bei Madonnas „Blond Ambition Tour“ auf.
Im selben Jahr startete Uhrmacher – nach Angaben des Senders – die erste deutsche Radioshow für elektronische Musik. Die Sendung mit dem Titel „Maximal“ lief zunächst bei Radio RPR1 und ab 2001 bei Sunshine Live, wo er am 18. März letztmalig moderierte. Anschließend sei Uhrmacher krankgemeldet gewesen und habe deshalb seither nicht mehr moderiert, sagte der Programmdirektor.
Der Sender bezeichnete den Verstorbenen als einen der Pioniere der elektronischen Musik. Sein Tod hinterlasse eine große Lücke.
Quelle: Bild.de
Weitere Pressemitteilung:
Die elektronische Musikszene trauert um eine Legende ihrer Musikwelt. Wie Sunshine-Live heute bekannt gab, ist der deutsche DJ, Produzent sowie Radiomoderator des genannten Senders Tillmann Uhrmacher verstorben.
Der 1967 geborene Tillmann Uhrmacher gründete bereits 1988 die Band „Mysterious Art“ und schaffte mit der Produktion „Das Omen“, welche über 400.000 Mal verkauft wurde, ein Jahr später sensationell eine Nummer Eins-Platzierung in den offiziellen Verkaufscharts. Ebenfalls die Nachfolgesingle „Carma – Das Omen II“ gastierte in den TopTen Deutschlands. Der Erfolgsweg nahm seinen Lauf, unter anderem trat die Band 1990 als Support-Act von Madonna auf.
Später begann seine Show „MaxiMal“, die erste deutsche Sendung für elektronische Musik, auf Sunshine-Live. Unvergessen bleibt sein Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde, welchen er durch eine 80-stündige Dauermoderation erhielt. Auch als Produzent konnte er für Furore sorgen und begeisterte ebenfalls viele Musikfans. Songs wie „Bassfly“ (seine erste Single), „On The Run“ (Platz 16 in England) oder „Spring Time (Let Yourself Go)” (zusammen mit Mauro Picotto) sowie Remixe wie zu den Singles „Nature One Inc. – Das Dreizehnte Land“ oder „Members of Mayday – New Euphoria“ sind der Musikgemeinde ein Begriff.
Die Musikszene verlor mit dem Tod Tillmann Uhrmachers nicht nur einen sympathischen und freundlichen Menschen, sie verlor einen Pionier der elektronischen Musik und einen besonderen Künstler. Die We aRe oNe-Projekte zeigen sich bestürzt über den zu frühen Tod von Tillmann Uhrmacher und sprechen seinen Hinterbliebenen ihr tiefste Beileid aus.
Quelle: www.technobase.fm